Herzlich willkommen bei der
Aphasie-Selbsthilfegruppe Duisburg e.V.

Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung, die nach einer Hirnschädigung auftreten kann (meist Schlaganfall, auch Kopfverletzungen nach Unfall, Tumor oder entzündlichem Gehirnprozess) und bedeutet „Verlust der Sprache“. Durch die Aphasie sind alle sprachlichen Fähigkeiten betroffen: Sprechen und Verstehen, Lesen und Schreiben. Inneres Denken, persönliches und allgemeines Wissen sind nicht oder nur gering gestört. Aphasie ist eine Sprachstörung, keine Denkstörung.

Aphasiker leiden oft unter Begleitsymptomen: Die Planung von Bewegungen und Handlungen gelingt nicht mehr automatisiert; alltägliche Tätigkeiten bei der Körperpflege, beim Essen oder im Haushalt geraten durcheinander. Die Aufmerksamkeit ist eingeschränkt; die Patienten können sich nur mehr auf eine Sache konzentrieren, mehrere Dinge gleichzeitig führen leicht zur Überforderung. Zudem beeinträchtigt die Gehirnschädigung die Motorik; Lähmungen und Störungen der vegetativen Funktionen sind nicht selten.

Der Verlust und die Störung der eigenen Muttersprache ist seelisch schwer zu verarbeiten. Viele Patienten werden depressiv und verzweifelt, manchmal auch aggressiv. Für die Angehörigen und Freunde ist es schwierig, sich an die veränderte Situation anzupassen. Die Kommunikation mit aphasischen Patienten erfordert Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen. Soziale Einsamkeit ist oft die Folge der Aphasie. Aphasie hat nichts mit geistiger oder psychischer Störung zu tun!
Je nach Art und Ausmaß der Aphasie sind die Fähigkeiten für schnelles, vollständiges und genaues Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben in unterschiedlicher Weise betroffen.


Störungen der Sprachproduktion
Das Sprechen ist bei allen Patienten gestört. Ein Teil der Betroffenen spricht mühevoll, sucht oft erfolglos nach Wörtern oder bildet Sätze im Telegrammstil. Andere sprechen flüssig, verwechseln aber Laute oder vertauschen Wortbedeutungen. Den Betroffenen ist dies am Anfang nicht bewusst. Sie denken geordnet, aber sie sprechen „durcheinander“.
Störungen des Sprachverstehens
Auch das Verstehen kann unterschiedlich betroffen sein. Im Extremfall nimmt der Betroffene Wörter nur dem Klang nach wahr, ohne deren Bedeutung zu erfassen. Andere verstehen zwar einzelne Wörter, aber nicht deren genaue Zusammenhänge in Satz und Text. Ähnliche Wörter werden oft verwechselt. Dies beruht nicht auf einer Hörstörung, sondern die Patienten verstehen das Gesagte nicht richtig, ähnlich wie ein Besucher in einem fremden Land.
Störungen der Schriftsprache
Bei vielen Patienten sind Schreiben und Lesen ähnlich gestört wie Sprechen und Verstehen. Manche Patienten können Wörter nur mühsam Buchstabe für Buchstabe erfassen, andere wiederum erfassen die Worte als Ganzes, was aber meist nur bei vertrautem Wortschatz gelingt. Aphasiker verwechseln Wortbedeutungen und Wortformen und bemerken dies oft nicht.

Kommunikation ist ein gemeinschaftlicher Prozess, an dem alle Teilnehmer gemeinsam teilnehmen müssen. Aphasische Menschen sind mehr als andere auf kooperative Kommunikationspartner angewiesen, damit sie aktiv am Gespräch teilnehmen können.

Folgende Grundregeln sollten bedacht werden:

Respektieren Sie den Betroffenen!
Menschen mit Aphasie nehmen aktiv am Leben teil und haben eine normale Entscheidungsfähigkeit, Wünsche und Bedürfnisse. Ihre Lebenserfahrungen und ihr Wissen werden durch eine Aphasie nicht gelöscht. Fragen Sie den Betroffenen nach seiner Meinung, wann immer es geht.
Benehmen Sie sich normal! Menschen mit Aphasie sind nicht geistig behindert!
 Aphasische Personen sind Menschen wie wir. Der Unterschied ist einfach, dass es Menschen mit Sprachstörung sind!
Sprechen Sie nicht für den Betroffenen!
Sie nehmen dem/der Betroffenen dadurch die Möglichkeit, ein kommunikatives Erfolgserlebnis zu haben. Zudem kann es passieren, dass der/die Betroffene erwartet, dass Sie für ihn/sie sprechen. Die Folge ist, dass er/sie gar nicht mehr versucht, sich selbstständig zu äußern oder gar das Selbstvertrauen in seine/ihre sprachlichen Leistungen verliert.
Nehmen Sie den aphasischen Personen nicht das Wort aus dem Mund!
Man sollte als Angehöriger nicht ungeduldig werden, wenn Menschen mit Aphasie längere Pausen machen, mühsam nach Worten ringen, sich falsch ausdrücken oder nur Fragmente äußern.
Korrigieren Sie nicht!
Wenn man genug Information für eine Korrektur hat, hat man die Person ja verstanden, sonst könnte man ja nicht korrigieren. Der Sprecher hat also sein Ziel erreicht! Systematische Korrekturarbeit ist Aufgabe der Sprachtherapie.
Minimieren Sie Hintergrundgeräusche, indem Sie z. B. den Fernseher ausschalten, das Fenster schließen oder z.B. dafür sorgen, dass bei größeren Gruppen immer nur einer spricht. So wird der/die Betroffene nicht unnötig abgelenkt und kann sich besser auf das Gespräch konzentrieren.
Setzen Sie Hinweissignale („Peter, hör mal!“) vor Gesprächsbeginn und nehmen Sie Blickkontakt auf.
Sprechen Sie langsam, klar und deutlich!
Betonen Sie wichtige Wörter. Bevorzugen Sie einfachen Satzbau, aber vermeiden Sie die Babysprache! Das ist für den/die Angesprochene/n entwürdigend. Es ist gut, wenn man Wichtiges wiederholt. Diese Wiederholung steigert nämlich die Chance für den/die Angesprochene/n, zu verstehen, was ihm/ihr mitgeteilt werden soll.
Setzen Sie Gestik und Mimik ein, um das Gesprochene zu unterstützen, da dies den Gesprächsverlauf deutlich erleichtert.
Legen Sie Pausen zwischen die einzelnen Äußerungen,
da es den aphasischen Personen dann leichter fällt, Gesprochenes zu verarbeiten.
Das Anzeigen von Themenwechseln ist sehr wichtig, da Themenwechsel oft zu Verwirrung führen können. Die Betroffenen wissen dann gar nicht mehr, um was es geht.
Führen Sie verständnissichernde Maßnahmen durch,
wie z.B.: „Hast du verstanden?“ oder „Hast du den Termin?“.
So kann man sicherstellen, dass die wesentlichen Aussagen auch angekommen sind.
Achten Sie auf Zeichen der Betroffenen.
Beobachten Sie den aphasischen Gesprächspartner genau, um Zeichen des Verstehens oder Nicht-Verstehens zu erkennen. Bei Nicht-Verstehen können Sie die Aussage wiederholen oder eventuell anders formulieren.
Lassen Sie Menschen mit Aphasie Zeit für ihre Gesprächsbeiträge.
Sie brauchen einfach mehr Zeit, da Wortfindungsstörungen auftreten und der Aufbau von Satzstrukturen weniger schnell oder nur bruchstückhaft funktioniert.
Haben Sie Geduld!
Drängen Sie nicht in Gesprächspausen, wenn der/die Betroffene nichts sagt. Sie sind oft in der Lage viel mehr zu sagen, als man meint, wenn sie genügend Zeit haben!
Bieten Sie Hilfe an!
Sichern Sie das Verständnis! Sie können den Betroffenen Hilfe anbieten, um Wortfindungen zu erleichtern. Diese Hilfen sind gleichzeitig oft auch verständnissichernde Maßnahmen. Man kann rückfragen („Du meinst Herrn Müller?“) oder sich verstandene Aussagen bestätigen lassen. Günstig sind hier Ja/Nein-Fragen, da der Gefragte auch mit Nicken oder Kopfschütteln antworten kann.


Dies ist ein Auszug aus einem Beitrag von Prof. Dr. Walter Huber, Wissenschaftlicher Beirat des BRA. Den kompletten Beitrag finden Sie auf den Seiten des BRA. (s. Links)